Doping in der DDR

 

Bereits in den 1960er Jahren gab es Doping im Leistungssport in der DDR, jedoch war dieses nicht staatlich organisiert. Ab den 1970er Jahren war dieses dann flächendeckend und staatlich organisiert.

Der sportliche Erfolg resultierte jedoch nicht nur aus dem organisierten Dopingapparat, sondern auch durch ein gut strukturiertes Talentsichtungssystem, in dem Kinder und Jugendliche nach ihren Begabungen gesichtet wurden (Kinder- und Jugendspartakiaden).

Dies geschah auch unter staatlicher Kontrolle, da Funktionäre des DTSB zeitgleich auch ranghohe Mitglieder der SED waren. Eine sonst übliche Autonomie des Verbandes war somit nicht gegeben. Als übergeordnetes Ziel galt die internationale Anerkennung der DDR und auch die Überlegenheit gegenüber der BRD.

In den 1950/60er Jahren gab es zudem innerdeutsche Ausscheidungskämpfe zwischen der DDR und BRD, da aufgrund einer Forderung des IOC eine gemeinsame Olympiamannschaft gebildet werden sollte. Erst im Jahr 1965, nachdem die Differenzen der beiden Staaten nicht weiter gelöst werden konnten, gab es den Entschluss in Zukunft zwei unabhängige Olympiamannschaften stellen zu dürfen.

Schon bei Kindern wurde im Schwimmsport systematisch gedopt. Als Fallbeispiel soll im folgenden das Schicksal von Jörg Sievers kurz dargestellt werden:

Bereits im Alter von 5 Jahren begann Jörg Sievers mit regelmäßigem Schwimmtraining. Da er Talent zeigte, konnte er im Alter von 10 Jahren in die Magdeburger Kinder- und Jugensportschule eintreten, wo ein erhöhter Leistungsfokus im Vordergrund stand. Er bekam eine tägliche Betreuung und hatte intensive Trainingsbelastungen zu absolvieren. Ergänzend zum Training erhielt er Ernährungspläne inklusive Pillenzunahme, bei denen es sich um angebliche Vitaminpräparate handelte.

Im Alter von 15 Jahren hatte er wöchentlich 11-18 Trainingseinheiten zu absolvieren, hinzu kam die schulische Belastung und die damit verbundenen Herausforderungen. Jörg Sievers stand unter enormem Druck und es ist nicht verwunderlich, dass viele diesem Druck nicht standhielten und aufgrund mangelnder Leistung aussortiert wurden. So geschah es auch mit Sievers im Alter von 16 Jahren. Seine Leistungen waren nicht mehr gut genug und seine Förderung wurde eingestellt. Zudem stellten Ärzte ein übergroßes Herz bei ihm fest, diese Diagnose wurde Jörg Sievers seitens der Trainer aber verschwiegen.

Zu Anfang wurde er betreut und hochgezogen, mit nachlassender Leistung dann einfach fallen und im Stich gelassen und mit seinen gesundheitlichen Problemen alleine gelassen. Am 17.1.1972 starb Jörg Sievers, die angebliche Ursache war ein Herz-Lungenversagen aufgrund einer Grippe. So wurde es vom Cheftrainer des SC Magdeburg an Sievers Eltern kommuniziert. Eine Grippe hatte er laut den Eltern aber gar nicht. Die Eltern bekamen keinerlei Entschädigungen, da Jörg Sievers bereits aus dem Leistungssport ausgeschieden war.

Viele Dopingvorfälle kamen seitdem ans Licht, jedoch ist eine lückenlose Auflösung schwierig, da viele Beweise vernichtet wurden und beteiligte Personen schweigen oder leugnen beteiligt gewesen zu sein.

 

(vgl. Giselher Spitzer: Doping in der DDR – ein historischer Überblick zu einer konspirativen Praxis)